Raubbau an der Natur muss ein Ende haben
Auf Einladung der IG Frauen hat Dr. Wolfgang Schlüter, Leiter des Agenda 21 Arbeitskreises Energie und Verkehr, im Naturparkhaus über den Klimawandel referiert. Hausherr Hartwig Löfflmann und IG Frauen-Vorsitzende Ulrike Kaunzner begrüßten im vollbesetzten Vortragssaal Vertreterinnen der IG Frauen und zahlreiche interessierte Gäste. In seinem umfassenden Referat zeigte Dr. Schlüter überzeugend die Ursachen, Zusammenhänge und Auswirkungen des Klimawandels auf. Er vermittelte: Es sei ein großer Irrtum zu glauben, dass sich das Klima seit jeher verändere und die jetzigen Phänomene nur Teil eines natürlichen Zyklus seien. Der amerikanische Klimaforscher Charles David Keeling konnte laut Schlüter beweisen, dass die Konzentration des atmosphärischen CO2-Gehalts seit 1958 um 25 Prozent gestiegen ist. Die Folgen der vor 30 Jahren verursachten Verschmutzungen bekomme man erst jetzt zu spüren. Innerhalb von 10 000 Jahren habe sich die Erde um5 Grad erwärmt. „In den folgenden 100 Jahren wird mit einem Temperaturanstieg von bis zu 5 Grad Celsius gerechnet“, betonte Schlüter; das entspreche einer 100-fachen Erderwärmungsgeschwindigkeit gegenüber historischen natürlichen Klimaveränderungen. Der Referent veranschaulichte den atmosphärischen Treibhauseffekt, der das Leben auf dem Planeten Erde erst ermöglicht. Ohne Treibhauseffekt liege die Temperatur bei minus 18 Grad, mit Treibhauseffekt bei plus 14. Eine zu hohe Konzentration der Treibhausgase führe aber zu einer stetigen Erwärmung: Die Summe der ankommenden und die Summe der abgehenden Strahlung ergebe eine Bilanz von plus ein Watt pro Quadratmeter. Genau diese Bestrahlungsstärke sei das bedrohliche Problem. Vor etwa 200 Jahren begann die industrielle Revolution und damit der drastische Anstieg der CO2- Konzentration, vor allem durch das Verbrennen von Kohle. Um den Klimaschutz weltweit in den Fokus zu rücken, wurde 1988 der Weltklimarat IPCC (Intergovernment Panel of Climate Change) gegründet. Es wurde vereinbart, eine Stabilisierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen. Der IPCC-Report stellte fest, dass bei unverändertem CO2-Ausstoß der mittlere Temperaturanstieg bis 2100 zwischen 3 und 5,4 Grad Celsius liegen könnte. Außerdem wäre der Meeresspiegelanstieg bis dahin bei einem Meter. In Deutschland bedeutet ein Temperaturanstieg von 2 Grad 20 Prozent weniger Frosttage und 30 Prozent mehr Sonnentage.
Allerdings sind dann die Niederschlagsmengen im Bayerischen Wald im Winter höher und die Sommermonate trockener. Im Weltklimavertrag von Paris 2015 wurden zum ersten Mal alle Länder miteinbezogen. Alle fünf Jahre werden neue Klimaschutzpläne erstellt. Die Industrieländer müssen von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar Klimahilfe leisten. Deutschland hat sich bei den Treibhausgasemissionen Einsparziele gesetzt: bis 2020 sollen es 40 Prozent weniger Ausstoß sein und bis 2050 sogar 80 bis 95 Prozent. Erste Erfolge sind laut „Raubbau an der Natur muss ein Ende haben“ Schlüter zu verzeichnen: Wurden im Jahr 1990 noch 1250 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, waren es 2014 noch 912 Millionen Tonnen. Wo kann der einzelne Bürger am meisten einsparen? Beim Heizen, so die Antwort des Referenten. Ein vierköpfiger Haushalt verbrauche bei der Wärmeenergie im Durchschnitt 25 000 kWh pro Jahr, beim Strom 5200 kWh. Zu hoher Energieverbrauch lasse sich derzeit noch beim Individualverkehr feststellen. Industrie und Gewerbe hätten bereits erfolgreiche und messbare Energieeinsparmaßnahmen getroffen. „Wir haben allerdings derzeit eine viel zu hohe CO2-Ausstoßbilanz pro Kopf“, betonte Schlüter, „sie liegt bei 11,9 Tonnen pro Jahr.“ Ziel bis 2050 seien zwei Tonnen pro Jahr. Um das zu erreichen, müsse man von den fossilen Energieträgern abrücken und immer mehr erneuerbare Energien nutzen. „Der Raubbau an der Natur muss ein Ende haben“, forderte der Referent. Grenzenloses Wirtschaftswachstum auf Kosten der Natur dürfe nicht mehr stattfinden. Der Klimawandel zwinge die Menschen zu einer vollkommenen Veränderung in eine Post-Industriegesellschaft.„Wir Bürger haben es in der Hand, das Richtige dafür zu tun“, appellierte Schlüter. Im Anschluss an den Vortrag wurden noch einige Fragen gestellt. Unter Applaus bedankte sich Ulrike Kaunzner bei Dr. Schlüter für den Vortrag mit einem Präsent.